Europameisterschaft CC in Fontainebleau (F)

23.-27.9.09

www.fontainebleau-2009.com

Schlussresultate Individual - Schlussresultate Teams

Cross: Fence-Report - Crossplan mit den einzelnen Hindernissen - Pressemitteilung mit Kommentaren von Offiziellen und Reitern nach dem Geländetag

FEI-TV

Tina Cook und die Briten


(Foto: www.buschreiter.de)
Europameister 2009: Tina Cook/Miners Frolic


(Foto: FEI)
Team GBR: Oliver Townend, Nicola Wilson, Tina Cook, William Fox-Pitt

In einem spannenden Finale holte sich die seit vielen Jahren erfolgreiche Britin Tina Cook mit dem bereits in Hongkong herausragenden Minors Frolic (46.7) Gold im Einzelklassement, knapp vor ihrer Landsfrau Piggy French/Some Day Soon (47.3), der letztjährigen Le-Lion-Siegerin und Weltcupsieger Michael Jung mit dem überragenden La Biosthétique Sam (49). Die Teamwertung gewann mit schon fast unanständig grossem Vorsprung Grossbritannien (160.5) vor Italien (253.2), Belgien (317.6) und Schweden (337.6). Alle weiteren Equipen - darunter die mitfavorisierten Teams aus dem Gastgeberland und die amtierenden Mannschafts-Olympiasieger und -Weltmeister aus Deutschland - platzten am Geländetag oder beim abschliessenden Vet-Check vor dem Springen.

27.9.09/cam. Die Europameisterschaften in Fontainebleau gaben ein ausgezeichnetes Bild der reiterlichen Königsdisziplin. Wie in kaum einem anderen Sport kommt es kurzfristig immer wieder zu Überraschungen, unerwarteten Exploits und Enttäuschungen, die sich aber oft mittel- und langfristig wieder ausgleichen und einpendeln. So kann der dritte EM-Sieg in Folge durch das britische Team - langfristig betrachtet - nicht als unerwartet oder gar überraschend hingestellt werden. Aber wer hätte gedacht, dass von sechs deutschen Reitern, fast alle WM- und OS-erprobt, nur gerade ein Einziger ins Ziel kommt? Dass drei der Deutschen am selben Sprung stürzen würden? Und wer hätte vorausgesehen, dass die beiden Badminton-Sieger Oliver Townend und Nicolas Touzaint ausscheiden?

Michael Jung und La Biosthétique Sam - ein überragendes Paar
Umgekehrt war die brillante Leistung von Michael Jung und dem erst neunjährigen La Biosthétique Sam nach seinem Sieg im CCI**** Luhmühlen und beim Weltcupfinal in Strzegom erwartet oder zumindest erhofft worden - und die beiden erfüllten die Erwartungen bis zum Schluss. Sam wirkte auch im Springen noch fit, elastisch, rund - und Michi Jung konzentriert und nervenstark. Man braucht kein Prophet zu sein, um den beiden noch eine grosse Zukunft vorauszusagen.


(Foto: www.buschreiter.de)

Supporter gesucht
Bleibt zu hoffen, dass sich - in Süddeutschland oder weltweit - genügend Supporter finden, die dafür sorgen, dass das Paar zusammen bleibt. Denn im landesinternen Spannungsfeld ist Michael Jung zurzeit der einzige Süddeutsche, der ganz vorne mitmischt - und es brauchte lange, bis die oft etwas gar selbstverliebt und hochtrabend auftretenden Norddeutschen den jungen Jung anerkannten und endlich einmal zu einem Championat mitnahmen. Und noch bei dieser EM fiel auf, dass er die undankbare erste Startnummer der Teamreiter kriegte, die bekanntlich in der Dressur meist ein Nachteil ist (Gott weiss wieso, aber offenbar sind die meist im Greisenalter stehenden Dressurrichter früh morgens noch nicht wach - oder einfach noch etwas rückhältig in der Notengebung, weil sie vorgeben, noch nicht zu wissen, was alles an noch Tollerem kommen könnte im Lauf der beiden Tage. Ein Argument, das in keiner Weise überzeugt, da die Gefahr, dass man bei zu grosszügiger Wertung zu Beginn einer Prüfung plötzlich keine höheren Noten mehr zur Verfügung habe, nur bestünde, wenn lauter 10er gegeben würden, was ja nicht einmal bei Bettina Hoy der Fall ist). Zumindest bestätigte sich diese alte Regel bei Jung und Sam: 45 Pkte für eine Vorstellung, die am Freitagnachmittag wahrscheinlich unter 40 ngegeben hätte. Wie auch immer, ein ganz klitzekleines bisschen Genugtuung ist bei vielen Szenekennern dabei, wenn der kleine Süddeutsche so deutlich auftrumpft und die siegestrunkenen Norddeutschen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden.

Wer ist schuld?
Wer den Charakter eines Reiters kennen lernen will, muss ihn in der Niederlage erleben, nicht im Erfolg. Dass ein Dirk Schrade trotz seines unglücklichen Sturzes die Veranstaltung rühmt, erstaunt so wenig wie dass Andreas Dibowski alle Schuld nach aussen projiziert und auch Teamchef Hans Melzer im Nachhinein das EM-Cross als zu schwer beurteilt. Wie hätten die Herren wohl gesprochen, wenn alle Deutschen mit Null in der Zeit auf Goldkurs gelegen hätten nach dem Geländetag?
Menschliche Grösse eines Reiters zeigt sich am deutlichsten, wenn es darum geht, mit Enttäuschungen, Niederlagen, Stürzen umzugehen. Der Reiter mit Niveau sucht immer zuerst bei sich, analysiert, was er nicht optimal machte und sucht nach Möglichkeiten, die entdeckten Mängel zu beheben. Diese Haltung erleichtert auch das tägliche Training, ja jede Minute im Umgang mit Pferden.

The secret of Horsemanship
Diese Grundhaltung, dem Pferd nie die Schuld zu geben, auch zu akzeptieren, dass es ein Lebewesen mit besseren und schlechteren Tagen ist wie wir, ist Basis des für Nichtbriten immer etwas geheimnisumwitterten Begriffs des 'Horsemanship'. In Idealfall ist der Horseman bzw. die Horsewoman auch in der Niederlage gelassen, heiter, lobt sein Pferd auch nach einer mangelhaften Leistung, weil er weiss 'there is always another day'. Deshalb neigen die britischen Reiter auch weniger zu nationalistischen Selbstbeweihräucherungen, wie sie bei Deutschen immer wieder vorkommen, wenn sie zu viel gewinnen. - Eventing ist, so meine ich, eins der besten Heilmittel gegen Hochmut. Es sind so viele Faktoren, die mitspielen und die alle stimmen müssen, damit es klappt, dass der Erfolg in unserem Sport schlicht nicht planbar ist - auch wenn ein langjährig erfolgreicher Schweizer CC-Reiter dies immer wieder behauptete. Man kann ganz viel dafür tun - aber das sichere Rezept zum Dauerglück gibt es - zum Glück - nicht. Gerade die Tatsache, dass es im CC-Sport keinen Usain Bolt gibt, der einfach allen davonrennt, macht ihn so spannend, so faszinierend und abenteuerlich.

Mediale Abdeckung des Events
Auch wer nicht live in Fontainebleau dabei war, kam bei diesem medial ausgezeichnet abgedeckten Event auf die Rechnung. Vom Gelände sah man bei FEI-TV sogar mehr, als wenn man vor Ort in den Wäldern herumirrte. Für eine bescheidene Jahresgebühr ohne Werbeunterbrechung live grosse reitsportliche Events verfolgen - da werden sogar absolute Fernsehmuffel wie ich weich. Und wenn dann noch hochkompetente, in bestem Sinne emotional mitgehende britische Kommentatoren die Ritte mit Fachwissen und Humor würzen, dann wird der TV-Konsum über die brillante Unterhaltung hinaus sogar lehrreich. Auch der Resultatservice war perfekt und schnell, Pressemitteilungen waren online greifbar und Interviews wurden sogar per Mail an die Redaktionen verschickt. Zum zweiten Mal - nach dem Weltcupfinale in Strzegom - seit es Live-Filme von Geländetagen gibt, war die Auswahl der gezeigten Sprünge nicht irgendwelchen sportfremden Deppen übertragen, die wahllos Zuschauer, Regenschirme und Pommesbuden zeigen, wenn die spannendsten Reiter unterwegs sind - oder nationalistisch nur immer die eigenen Landsleute, sondern man sah von jedem Reiter fast alles, weil ständig Einblendungen gezeigt wurden, auch wenn zwei Reiter unterwegs waren. Reiter, die spät dran kamen, kommentierten ihre Kollegen, an gewissen Stellen wurden Zwischenzeiten eingeblendet wie bei Skirennen, sodass man frühzeitig wusste, wie ein Konkurrent in der Zeit lag - bei diesem Cross war die Zeit matchentscheidend, sodass diese Zeiteinblendung wesentlich zur Spannung beitrug. Die Overnight-Leaders und die Sieger wurden nach ihrer Leistung ins Studio vor Ort gebeten und kommentierten ihre eigenen Ritte - auch hier ungemein sympathisch die selbstkritischen Äusserungen der nachmaligen Europameisterin Tina Cook - als Tina Gifford bereits vor ihrer Heirat erfolgreiche Championatsteilnehmerin - die Gelungenes als Glück bezeichnete, weniger Gelungenes auf ihre Kappe nahm.

Natürlich ist der finanzielle und arbeitsmässige Aufwand für eine derartige mediale Aussenwirkung eines Events gross, aber wenn wir wollen, dass der CC-Sport auch in unserem Land etwas attraktiver und bekannter wird, sollten wir zumindest versuchen, uns in diese Richtung zu entwickeln.

Sponsoren-Präsenz
Die Omnipräsenz des Logos des Hauptsponsors HSCB mag einigen Zuschauern vielleicht etwas aufdringlich erschienen sein - auf der anderen Seite gehört auch dies zur Attraktivierung unseres Sports. Wenn wir potente Geldgeber gewinnen können, die sich mit namhaften Beträgen an unseren Veranstaltungen beteiligen, so können wir doch ohne den geringsten substanziellen Verlust diesen Partnern einen möglichst grossen Autritt gewähren. Der Sport leidet in keiner Weise, wenn in Badminton ein Mitsubishi-Logo gesprungen wird, wenn in Fontainebleau mitten auf dem Springplatz riesengross das HSCB-Logo auf der Wiese liegt und auf dem Hauptplakat das Kürzel HSCB sogar vor dem Kürzel FEI steht. Auch wir müssen langsam umdenken lernen und begreifen, dass das Mäzenatentum zwar etwas Wunderschönes ist, aber eher als zusätzliches Geschenk betrachtet werden sollte. Sponsoring hingegen ist eine Partnerschaft, in der Win-win-Situationen angestrebt werden. Der Sponsor will für seinen Unterstützungsbeitrag eine Gegenleistung, in aller Regel eine möglichst grosse Medienpräsenz. Dies bedingt aber, dass die Medien sich überhaupt für unsere Veranstaltungen interessieren, dass wir sie soweit mit Daten und Wissen füttern, dass sie auch die Medien-Endnutzer, also die Leser, Hörer, TV-Konsumenten erreichen. Hier besteht in der Schweizer CC-Landschaft noch ein riesiger Aufholbedarf, ein grosses Tätigkeitsfeld für Offizielle, für die Kommunikationsverantwortlichen der einzelnen Veranstaltungen und nicht zuletzt auch für uns, die wir über den CC-Sport berichten.

 

Interviews

Nach dem Springen:

Kristina Cook (GBR)
Piggy French (GBR)
Michael Jung (GER)
Karin Donckers (BEL)
Juan Carlos Garcia (ITA) englisch
Juan Carlos Garcia (ITA) italienisch
Didier Dhennin (FRA)

 

Nach dem Cross:

Kristina Cook (GBR) in English
William Fox Pitt (GBR) in English
Jean Teulère (FRA) en français
Michael Jung (GER) auf Deutsch
Karin Donckers (BEL)

Nach dem zweiten Tag Dressur:

Oliver Townend (GBR)
Kristina Cook (GBR)
Nicolas Touzaint (FRA) en français
Karin Donckers (BEL) in English
Ingrid Klimke (GER) in English

 

Nach dem ersten Tag Dressur:

Franck Ostholt (GER) in English
Franck Ostholt (GER) auf Deutsch
Michael Jung
(GER) auf Deutsch
Dirk Schrade
(GER) auf Deutsch
William Fox Pitt
(GBR)
Lucy Wiegersma
(GBR)
Nicola Wilson (GBR)
Karim Laghouag (FRA) en français
Erik Vigeanel (FRA) en français
Sam Watson
(IRL)

 

Vor dem ersten Tag Dressur:

Nicholas Touzaint (FRA)en français
Ingrid Klimke (GER) auf Deutsch
Ingrid Klimke (GER) in English
Oliver Townend (GBR)
Nicola Wilson (GBR)
Piggy French (GBR) auf Deutsch
Albert Hernoso Farras (ESP) en Espagnol